Wozu ist denn all der Zauber da, wenn man damit nicht einmal ein Einhorn retten kann?!
Mittwoch, 4. Januar 2012
Karma
Lycia schrie. Sie hatte den Kopf tief in ihrem Kissen vergraben und schrie so laut, dass ihre Ohren klingelten. Am liebsten hätte sie ihr Handy gegen eine Wand geworfen, immer und immer wieder bis es irgendwann in tausend Einzelteile zerbrach. Sie hatte es satt. Satt sich anhören zu müssen was sie angeblich tat. Wieso nahmen sich die Menschen selbst immer so gross? Und wieso, wieso stellte sie sich dauernd zurück? Ach xy hat grad' 'ne stressige Zeit - yx hat grad 'ne schwere Trennung hinter sich. Sie suchte so viele Ausflüchte für das schlechte Benehmen anderer, dass ihr dabei schlecht wurde. Seit Tagen träumte sie wieder. Immer dasselbe, dieser eine Abend der ihr Leben so nachhaltig verschlechtert hatte. Immer wieder war sie deswegen aufgewacht, hatte sich in die einladende Rundung der Toilette übergeben und den Schmerz aus der Seele gekotzt. Wann würden die Leute in ihrer Umgebung bemerken, dass sie ihre Hilfe brauchte. Dass sie nicht bloss eine eifersüchtige Freundin oder aufmerksamkeitsliebende Kollegin war. Dass alles in ihrem Unterbewusstsein so schonungslos auf die niederprallte dass sie kaum mehr Luft zum atmen fand. Dann sass sie auf die Knie schlug mit beiden Händen gegen die Wand, erst mit geballten Fäusten und dann, dann als sie zu müde war, mit den Handflächen, bis sie sich schliesslich auf ihrem Bett einrollte und die stummen, heissen Tränen fühlte die über ihr Gesicht in den Stoff des Kissens fielen. Sie hatte versagt. Kleine unbeholfene Schluchzer fanden den weg aus ihrer Kehle in die Wirklichkeit. Wer war sie schon? Bloss ein weiteres Mädchen mit der gleichen Depression, ein weiterer Mensch der einfach irgendwie nicht klar kam. Ihre Hände waren eiskalt als sie nach dem Stofffrosch griff um ihn sich ans Gesicht zu legen, wenigstens einen zu spüren der ihr in einem solchen Moment nahe war. Und irgendwo in sich drin da wusste Lycia dass sie selbst es war die den Menschen den Zugang zu solchen Momenten verbaute. Aber an Abenden wie diesen. An denen waren es die Menschen selbst die die Tür die sie ihnen mit so viel Mühe geöffnet hatte mit einem einzigen, lauten, schmerzhaften Knall wieder zustiessen. Und Lycia blieb allein zurück, allein mit der Last die sie nicht mehr tragen konnte.
Montag, 2. Januar 2012
Ich wünschte, ich käme nach Haus.
Der Kummer ist tiefer, der Trost
scheint schwächer und es heilt nicht alles mehr.
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