Heute wird es wohl weniger über die Ferien als mehr über mein sonstiges Leben zu berichten geben.
Es ist als hätte meine kleine, heile Welt die ich mir in den letzten drei, vier Monaten aufgebaut habe, die ersten Risse gekriegt. Als hätte der Zug, der das Wunderland zerstört nicht damit aufgehört etwas zu zerstören.
Ich meine, es ist nicht zu spät das alles zu retten, aber ich muss, wohl das erste Mal in meinem Leben komplett auf einen anderen Menschen setzen. Wird Er es schaffen mein Wunderland zu retten? Ist Er schneller als dieser Zug? Und was wenn nicht?
Ich kann mich ohne Probleme 21 Wochen lang vor einer Erinnerung verstecken die mich dann nur in meinen Träumen heimsucht, obwohl ich jeden Tag mit ihr konfrontiert werde. Aber kann ich mich 52 lange Wochen vor Ihr verstecken? Kann ich 52 Wochen lang jeden Tag sagen 'Fick dich Angst, Fick dich Schuldgefühl, Fick dich Verlust' ?
Oder soll ich den Schritt wagen, falls Er das Wunderland nicht retten kann und mich wie Alice, ganz alleine, in meinem eigenen Kopf auf die Suche nach der Ursache des zerstörerischen Zugs machen? Dabei bleibt die Angst bestehen ich könnte dabei verrückt werden. Mein Verstand könnte von so viel Angst, Schuld und Verlust einfach ausgeschaltet werden und ich bliebe als Seelenlose Hülle zurück die nichts lieber will als sich von der nächsten Klippe ins Meer zu stürzen.
Ich sage selbst immer: Stell dir den schlimmsten Fall vor, er wird ziemlich sicher nicht eintreffen.
Aber was ist, wenn es so kommt? Was ist wenn es wirklich im tatsächlich schlimmsten Fall endet. Wie komme ich damit klar, und wie er? Rettet er das Wunderland? Rette ich unser Wunderland?
So viele Fragen und das erste Mal so viel Bereitschaft meine eigene heile Welt zu retten in der ich mich verkriechen kann.
Aber wenn die Risse grösser werden, wächst auch die Angst. Und mit der Angst bin ich ein anderer Mensch als ohne die Angst. Wenn die Zerstörung des Zuges, die er in meiner Welt hinterlassen hat, auch in meinem Wunderland weitergeht. Wenn der Hass, die Wut, die Angst, der Verlust, die Schuld, die Scham, die Panik ihren Weg in diesen kleinen, geschützten Kokon finden. Dann muss ich mich der Angst stellen. Und die Bereitschaft dazu fehlt mir noch.
Und schon jetzt, wenn ich Ihn damit umgehen, oder noch eher nicht umgehen sehe, ist es, als hätte jemand die Zeit zurückgedreht. Täglich grüsst das Murmeltier. Der selbe Wahnsinn. Ein zweites Mal. Das Schicksal sagt: „Hey Lycia, du kriegst es gleich nochmal.“ Das Ende wird dieses Mal ein anderes sein.
Es ist wie in dem Traum der mich wiederfindet, jede Nacht. Der kommt und mich in meinem tiefsten Schlaf so lange kitzelt bis ich schweissgebadet und mit rasendem Herzen aufwache und denke 'es war nur ein Traum', nur um mit der Gewissheit einzuschlafen, dass es eben damals kein Traum war. Dass es damals Realität war. Dass die Realität mich einholt und es ihr egal ist ob ich bereit dazu bin.
Ich werde den Kopf über Wasser halten, wenigstens irgendwie bis ich wieder zu Hause bin, dort kann ich wenigstens in Seinen Armen für einen geschützten Moment untertauchen, Luft holen und Energie schöpfen, bevor ich mich aufmachen muss um das Wunderland zu retten.
Ich hoffe mehr als alles andere, dass er den Zug aufhalten kann. Die Notbremse ziehen.
Und irgendwo bin ich sicher dass er es schafft! Er kann das.
Er ist der Hutmacher, der Märzhase, die Grinsekatze und die Raupe in meinem Wunderland vereint.
Und wenn jemand unsere Welt retten kann, dann Er.
Zu erwähnen, dass ich ihn liebe, bleibt hier fast überflüssig, oder nicht?
Er zwingt mich, wenn auch nicht freiwillig oder in seinem Interesse, Dinge zu durchleben, mit denen ich mich schon lange hätte auseinandersetzen sollen.
Ich glaube das ist es, was die Liebe ausmacht. Jemanden zu haben, der einen nicht vor dem Hinfallen schützt, sondern der einem die Hand reicht um aufzustehen. Auch wenn es die eigene Entscheidung ist, ob man diese Hand nimmt. Und ich packe zu. Fester als zuvor.
Ich lege mich nun schlafen, schliesse die Augen und wehre mich nicht mehr, gegen die Bilder die mich quälen.
(Heute entfällt mein Dinge die keiner wissen will, weil ich mich gerade, wer hätte das gedacht, nicht wirklich in der Stimmung dazu befinde)