Samstag, 15. September 2012

Immer wenn es dunkel wird


Aus meinem Innersten kommen sie, die Schatten, schleichen unter dem Bett hervor und packen mich am Hals, flüstern leise in mein Ohr. Die Melancholie summt leise eine dumpfe Melodie. Die Trauer legt sich um meinen Hals wie ein alt vergess’ner Freund, wie einer, den man nicht mehr sehen wollt. Vergangenheit kämpft mit Optimismus und gewinnt während Lethargie mich zum verzweifeln bringt. Wut brodelt leise in meinem Bauch, Selbsthass und Zweifel melden sich auch und dann als reichte es nicht schon kommt wieder Einsamkeit mit ihren Freunden Spott und Hohn, bringt mich in meine grösstmöglichste Not, ich lege mich hin und stelle mich tot. Und irgendwann verstummen sie alle, und dann ist es still, ich öffne die Augen auch wenn ichs nicht will und sehe verschwommene Schatten an der Wand die wieder Will’n , sich verziehen und unter mein Bett schlafen geh’n und ich weiss jetzt schon, bald werd ich sie wiedersehen.

I dont wanna live that way.


Lycia starrte auf die Tastatur ihres Laptops, die vor ihren Augen verschwamm. Tage wie dieser waren komplett für’n Arsch. Nicht nur der Kater der vom gestrigen Gesaufe herrührte, nein, auch Depression, Ungeduld und Kälte anderen gegenüber begleiteten sie heute auf Schritt und Tritt. Ihre Hände zitterten und sie fühlte sich das erste Mal seit Monaten wieder völlig alleine, völlig ungeliebt. Was sollte sie anders tun um die Leute um sich herum nicht immer zu verscheuchen?  Sie war genervt und todtraurig, eine Kombination die sie gleichsam hasste wie überforderte. Lycia wäre am liebsten sofort schlafen gegangen, aber die Aussicht auf Morgen war nicht besser. Kurz überlegte sie sich einen Film anzusehen, doch den Gedanken verwarf sie schnell wieder. Sie war nicht bei der Sache. Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch, dann lief die erste Träne über ihre Wange, suchte sich einen Weg über den Wangenknochen zum Kinn und tropfte auf ihr rechtes Handgelenk.  Sie biss sich auf die Unterlippe um das Aufschluchzen zu unterdrücken. Tage wie dieser waren der Grund, wieso ihr Leben immernoch so schwer fiel. Leben war etwas unheimlich anstrengendes und glücklich sein etwas unheimlich schweres. Lycia zitterte mittlerweile so sehr, dass sie für einen kurzen Moment die Linke mit der rechten Hand festhalten musste, dann legte sie die Arme eng um den Oberkörper und murmelte sich Mut zu. Sie hatte den Tiefpunkt des Tages erreicht und er versprach bis um Mitternacht anzudauern.