Montag, 5. November 2012

Y.


Ich sitze in Zürich, am Ufer eines Flusses, dessen Namen mir nicht einfällt. Im Wasser sind Schwäne, direkt vor mir sehe ich auf die schneebedeckten, leicht in der Sonne liegenden Gipfel der Alpen. Gerade ist ein alter Mann mit Hund an mir vorbeigelaufen, der Hund war tierisch klein und hat an mir gerochen, als wäre ich jemand besonderes. Dies hat einmal mehr, eine kleine lächelnde Verbindung zwischen mir und einem völlig fremden Menschen hergestellt. Ein Lächeln ist wahrlich die kürzeste Verbindung zwischen zwei Menschen und ich glaube, jeder liebt es, wenn er auf ein Lächeln eines erwidert bekommt. Ein Lächeln ist ein kurzer Moment, den man miteinander verbindet, eine Sekunde nur, in der alles offen liegt und man ehrlich und freundlich alles teilt was man hat. Ich fühle mich heute gut, obwohl müde, bin ich gerade mit mir selbst und der Welt im Einklang. Ich habe keine Angst, keine Angst obwohl ich gerade alleine in einer fremden Stadt sitze, die ich eigentlich kennen sollte. Immerhin bin ich hier eingebürgert, immerhin liegt sie in der Schweiz. Manchmal muss ich darüber lächeln, dass ich erst so wenig von der Schweiz gesehen habe. Schon so viel von Deutschland, so wenig von der Schweiz. Morgen ist wieder Schule, nicht einmal davor habe ich Angst. Mittlerweile fühle ich mich in meinem Schulfreundeskreis sicher verankert. Wahrscheinlich liegt das grösstenteils an Y. Sie ist die beste Freundin, die ich seit langem hatte, sie ist da, wenn ich sie brauche, sie hört zu wenn es sein muss, sie gibt ihre ehrliche Meinung ab über alles, was ich wissen will, sie redet so offen mit mir, wie sonst kein Mensch. Sie behandelt mich nicht wie eine Kranke, nicht wie die viel Ältere. Sie behandelt mich wie eine Freundin. Y. und ich, das ist gleichzeitig dasselbe sagen, gleichzeitig dasselbe denken. Y. und ich, das ist der gleiche Anfangsbuchstabe. Y. und ich, das ist lachen, weinen und wütend sein. Y. und ich, das ist wie Weihnachten, Ostern und mein Geburtstag zusammen. Y. und ich, ist wie zusammen atmen, zusammen leben.  Y. und ich, das ist eine Seele in zwei Körpern.

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