Liebes Arschloch,
manchmal, so kurz vor dem Schlafengehen, stelle ich mir vor
wie ich dir wehtun könnte. Du bist der Letzte in einer langen Reihe von
idiotischen Menschen, die mit ihren idiotischen Träumen idiotische Dinge
erreichen wollten. Ich merke wie ich ruhig werde bei diesen Fantasien, so als
ob ich mich innerlich völlig erreicht hätte, als ob ich mich selber gefunden
habe. Natürlich würde ich es nie tun, aber es ist trotzdem schön mir
vorzustellen, wie dein Nasenrücken unter meinen Fingerknöcheln bricht. Das
laute Knacken wäre befriedigender als alles was sonst jemals von deiner Seite
kam. Ich stelle mir vor, wie das Blut aus deiner Nase schiesst und ich es
riechen kann. Ich stelle mir vor, wie es an meinem Knöchel entlang nach unten
läuft und auf dein Parkett tropft. Wenn ich die Augen ganz fest schliesse, ist
es fast real. Ich packe deinen Kopf und hämmere ihn so lange gegen ein
Wandregal bis noch mehr Blut auf deinem Boden ist. Ich würde dich nicht
umbringen, nur demütigen. Ich würde dir Schmerz zufügen, nicht weil du ihn mir
zugefügt hast, eher weil du es verdient hast. Vielleicht wärst du dann nicht
mehr so jämmerlich. Vielleicht muss man um echte Schmerzen zu verstehen echte
Schmerzen fühlen. Ich atme tiefer ein, ich kann deine Angst fast riechen. Du
kannst dich nicht wehren, so schwach, so klein, so zart. Ich spüre das Brechen
deiner Knochen, ich höre wie sie knacken. Jeder einzelne. Du wimmerst. Ich
hasse dich, du bist noch immer schwach, hast nichts begriffen. Ich stelle mir
vor, wie ich deinen Kopf ein letztes Mal packe und gegen die Wand schlage. Ich
stelle mir vor, wie ich dir vor die Füsse spucke und rausgehe.
Ich hoffe du kannst gut schlafen.
Lycia <3
Bin ich ein Monster? Bin ich innerlich so geworden wie der,
der mich ‚erschafffen‘ hat? Meine Gedanken kreisen schnell, hauptsächlich um
sich selber. Ich weiss es nicht, alleine die Tatsache, dass ich mir derartige
Gewaltszenarien dermassen gut vorstellen kann, ist eigentlich schon bedenklich.
Aber er löst alles in mir aus, was nicht ausgelöst werden sollte. Ich könnte
heulen, schreien und toben gleichzeitig aber ich bleibe ruhig. Ich bin mir
selber ein Fels, ich bin mir selber ein Fels in der Brandung und ich halte die
Wellen ab, die schwarz und düster über mich hereinbrechen wollen. Ich bin nicht
schuld. Weder bei ihm noch bei sonst wem, irgendwann muss man das lernen.
Irgendwann muss ich das lernen. Ich bin stark genug zu bekämpfen was gegen
diesen Felsen schlägt, stark genug nach draussen zu treten und es zu fokussieren,
aber ich bin mir dessen noch nicht bewusst. Ich habe Angst.
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