Lycia sass auf der Couch im oberen Teil des Ferienhauses.
Sie hatte sich die Haare unordentlich über die Stirn nach hinten und über die
Schulter nach vorne gekämmt. Im ganzen Haus roch es nach angebratenem Fleisch,
welches in ihrer Nase kitzelte. Sie war hungrig. Heute war kein guter Tag
gewesen, sie hatte Mühe mit dem Aufstehen gehabt, so grosse Mühe wie schon
lange nicht mehr. Es war ihr vorgekommen als würden ihre Füsse tonnen wiegen,
als würde sie lappig, alt, hässlich, fett sein. Sie kam sich kaputt vor. Sie
hatte trotzdem mit ihrer Familie gefrühstückt und gleich danach wieder ins Bett
gelegt. Sie zog die Decke über den Kopf und versteckte sich vor der Welt. Vier
Stunden lang. Dann begannen ihre Tabletten zu wirken, machten den Tag
irgendwie, ganz langsam, wieder angenehm. Lycia hatte sich wieder aus ihrer
Bettburg hinausgetraut, verbrachte den restlichen Tag mit halb hochgezogenem
Rollo und einer Jogginghose an ihrem Laptop – für direkten Kontakt mit Menschen
fühlte sie sich nicht in der Lage. Sie schickte die Familie aus dem Zimmer und
sogar ihre Kuscheltiere waren in ihrem Bett unerwünscht. Irgendwann hatte sie
sich dann doch hinausgetraut, war erst in die Küche gegangen und dann ganz
vorsichtig, Stufe für Stufe, die Treppe nach oben auf die Couch getappt. Und
nun wartete sie nur noch auf eines, dass dieser Tag endlich vorbei war, dass
sie morgen aufwachen und glücklich sein würde, oder zumindest ein Stück
glücklicher als Heute.
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