Kitty machte einen Schritt zurück und
stand nun mit dem Rücken an der Wand, bevor sie sich wegducken
konnte oder es zumindest vorhersehen, hatte er schon mit der flachen
Hand ausgeholt und ihr ins Gesicht geschlagen. Einige Spritzer Blut
von ihrer Unterlippe benetzten den Boden, sie hob die Hand, fuhr über
die aufgeplatzte Stelle und betrachtete ungläubig das rote Nass. Sie
hatte gedacht sie könne ihm vertrauen, sie hatte gedacht er wäre
alles. Brutal riss er ihren Kopf nach oben und starrte ihr in die
Augen, was er sagte verstand sie nicht, aber die Faust die ihre Nase
wie ein Kanonenschlag traf spürte sie. Der Schmerz überwältigte
sie kurz, sie wusste nicht ob es der Körperliche oder der Seelische
war. Dann riss er sie an ihren Haaren zur Seite und trat entschlossen
in ihre Magengrube. Kitty japste nach Luft, ging der Wand entlang zu
Boden und kauerte sich hin, die Beine angewinkelt, die Arme darum.
Bloss keine Angriffsfläche bieten. Aber Casey hörte nicht auf. Er
trat weiter in die, bis sie sich selbst vor Schmerzen kaum noch sehen
konnte. Blut lief ihr von der Nase und der aufgeplatzten Augenbraue
zum Kinn und tropfte auf ihr T-shirt. Mittlerweile flehte sie um
Gnade, er sollte sie in Ruhe lassen. Egal wie es sich zwischen ihnen
entwickelt hatte, er konnte ihr nicht dermassen wehtun. Seine Wut war
meterweit zu spüren. Nun packte er sie abermals, zog sie hoch und
sah sie direkt an „Und du dachtest ich wäre wirklich anders?“,
sein Griff um ihre Oberarme war unüberwindbar und sie wand sich
darin wie ein gefangenes Tier. Sie wollte weg, wollte in ihr Bett, zu
jemandem der sie beschützte vor dem, der sie gerade nicht mehr vor
ihm selbst beschützen konnte. Er drehte sie um, zerrte ihr mit
Gewalt die Kleider vom Leib und schlug wieder zu. Immer und immer
wieder. Er wollte sehen, was er bewirkte. Seine Fingernägel
schnitten in ihr Fleisch als er sie wieder umdrehte und unter sich
bugsierte.
Lycia wachte auf, ihr Herz klopfte so
schnell, dass sie dachte sie müsste sterben. Sie konnte jeden
einzelnen Schlag spüren, jede Demütigung. Das Bad war in rettender
Nähe, die Toilettenschüssel auch. Sie spuckte Blut und Galle und
erbrach sich. Es war der erste negative Traum von Casey gewesen, der
allererste überhaupt und er war so schlimm, so real und so
schmerzhaft gewesen, dass sie sich gleich nochmal übergab. Dann ging
sie in ihr Zimmer, nahm das Kissen, den Frosch und den Hasen und
legte sich ins Bett ihrer Mutter, das Licht liess sie an, die
Dunkelheit zerfrass sie von Innen. Sie rollte sich ein, lauschte dem
Atem ihrer Eltern und versuchte sich zu beruhigen. Noch immer
zitterte sie am ganzen Körper, spürte Caseys Hände an Orten wo sie
ihn nicht mehr haben wollte, den Schmerz an Orten wo er nicht mehr
sein konnte. Ihre Lippe die sie sich beim Schlafen selbst aufgebissen
hatte, pochte. Und plötzlich wurde ihr die Ironie der ganzen Lage
bewusst. Derjenige der sie vorher vor jedem schlechten Traum
beschützt hatte, war nun der, der sie verursachte. Nur wer würde
sie dieses Mal beschützen?
-
Anbei möchte ich bemerken, dass Casey mir niemals in meinem Leben irgendwelche körperlichen Schmerzen zugefügt hat - Träume verdrehen, bringen die falsche Person mit einer Erinnerung zusammen und lassen etwas entstehen, was uns von innen heraus unglaublich viel Angst macht. Ich wollte auch erwähnen, dass das Schlimmste, was eine Person die einem viel bedeutet hat sagen kann "Es ist mir egal" ist. Nicht gerade Alpträume bekämpfend.
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