Dienstag, 6. März 2012

Ich - Surrealistische Selbstbetrachtung


Ich bin eine Banane, aufgezogen in der frischen Luft und Sorglosigkeit Italiens, wo es keinen Schmerz gibt, keine traurigen Gesichter oder kaputte Menschen, wo alles schön und ruhig ist.
Ich bin ein Frosch, der fern aller Melancholie auf seinem runden Stein liegt, sich die Sonne auf die Haut scheinen und das Leben an sich vorbeiziehen lässt. Im Biotop der Wirklichkeit voller Molche, Fische und Kleinstlebewesen.
Ich bin ein Siebenschläfer, der vier Monate lang immer da hingegangen ist, wo auch du hingegangen bist und der jetzt müde vom grossen Plan in seinem Bett liegt, eingelullt in eine warme Decke aus Liebe und Wohlbehagen.
Ich bin ein Federbett, stets bereit alles zu tragen, was auf mir ruht, stets wartend, stark und ohne zu wanken. Ein Bett, dass das ganze Jahr lang gespannt ist, wer sich ihm noch alles anvertraut.
Ich bin die Lampe bei Ikea, von der keiner weiss, wer sie designet hat, die mit ihrem zarten Schein versucht, die Lichter anderer nicht zu verdrängen.
Ich bin der Vorschlaghammer, der sich, wenn es sein muss, mit dem Kopf durch Mauern fortbewegt, nicht anhält bis der Umbau fertig, das Leben wieder schön ist.
Ich bin eines dieser Aufziehautos, die nur mit Rückfällen und -Schritten vorwärts kommen, die in diese eine Richtung fahren, in die sie gelenkt werden, aber nur so weit, wie sie selbst wollen.
Ich bin der Maler, der eine wunderschöne Landschaft auf seine Leinwand bringt, die nur er selber sieht. Ich bin die Katze, die mit Alice im Wunderland Tee trinkt.
Ich bin das Schwarz, das Weiss, vielleicht noch auf der Suche nach den Farben einer ganzen Welt. Ich bin der Fels, der in der Brandung steht. Wellenbrecher, an dem alles beginnt und endet, der sich Werte verinnerlicht, wo andere nur Oberflächlichkeit sehen.
Und ich bin der Wille, der Wille, der Leistungen erbringt, Krawalle und sogar Kriege beenden will. Ich bin der Wille, der oft fehlt.
Ich bin der verzweifelte Wunsch, dem Schlick und Schlamm der Menschheit zu entfliehen, der Selbstzweifel und Unlust abstreifen möchte, um frei und ohne Einschränkung zu leben.
Ich bin die Liebe einer ganzen Generation, aufgezogen durch Eltern, Freunde und Tiere.
Ich bin ein Baum, fest verwurzelt in der Erde des Lebens, bereit jedem Sturm und jedem Blitzschlag zu trotzen.
Ich bin der Sinn nach Gerechtigkeit, der nicht schon bei der Frage, ob man töten darf, aufhört. Ich bin die Sehnsucht, die sich auf der Suche nach sich selbst, durch tiefe Schluchten und über hohe Berge schlängelt.
Und ich bin die Hoffnung, die Hoffnung, die nicht endet, egal wie viel Wasser den Fluss hinunterläuft, wie viele Hasen Jäger schiessen, wie viele Dinge passieren, die eigentlich nicht sein können.

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